Konzepte zur allgemeinen und beruflichen Zufriedenheit


Für die empirische Bestimmung  allgemeiner und spezifischer Zufriedenheit als (nicht-monetäre) Dimensionen beruflichen Erfolgs lassen sich zwei Zugänge bestimmen.

Zugang 1

Zum einen lässt sich Zufriedenheit über das Verhältnis von (beruflichen) Zielen und deren Umsetzung (bzw. der Wahrscheinlichkeit für eine Realisierung) abbilden. Die theoretische Basis für die Bestimmung der Indikatoren liefern berufliche Werthaltungen nach Abele/Schradi (2000) für Hochqualifizierte in Anlehnung an Seifert und Bergmann (1983), beide basierend auf Supers Work Values Inventory mit ursprünglich 15 Wertaspekten (1970). Grundlegende Annahme ist dabei, dass Personen individuelle berufliche Interessen, Werte und Wertorientierungen ausbilden, die auf berufliche Entscheidungen und deren Bewertung wirken und mit Präferenzen für bestimmte Berufsfelder einhergehen. Seifert und Bergmann (1983) postulieren auf Basis der Arbeiten von Super (1970, 1973) und in Anlehnung an die Kongruenztheorie Hollands (1997) die Bedeutung (vergleichsweise stabiler) beruflicher Werthaltungen und schreiben ihnen folgende Wirkungen zu:

  • Berufliche Werthaltungen haben Einfluss auf berufliche Ziele.
  • Berufliche Werthaltungen determinieren berufliche Entscheidungsvorgänge (Selektion beruflicher Alternativen, Bewertung dieser Alternativen, Auswahl der präferierten Alternative im Sinne der individuellen Präferenzen).
  • Werthaltungen und berufliche Einstellungen hängen zusammen (i. b. Bedeutung beruflicher Tätigkeit im Vergleich mit außerberuflichen Bereichen).
  • Stimmen individuelle Werthaltung und beruflicher Verlauf überein, ist berufliche Zufriedenheit zu erwarten.

Abele/Schradi (2000) bestimmen fünf Dimensionen beruflicher Werthaltungen, die sich für Akademiker(innen) empirisch weitgehend nachweisen lassen. Es lassen sich die „materiell- und prestigeorientierte“, die „sicherheits- und arbeitsumweltorientierte“, die „intellektuell-kreative“, die „autonomieorientiere“ sowie die “altruistische” Werthaltung bestimmen. Die Werthaltungstypen weisen Überschneidungen mit den Persönlichkeitstypen von Holland (1973, 1997, RIASEC) auf und entsprechen auch der Logik, der in diesem Kontext formulierten Kongruenztheorie, nach der die Übereinstimmung einer individuellen Orientierung und der Orientierung des ausgeübten Berufs zu Beschäftigungsstabilität und Arbeitszufriedenheit führt.

Für den ersten Zugang werden 13 Items von zur Messung der Bedeutung der oben genannten Dimensionen beruflicher Werthaltungen und deren Realisierung eingesetzt. Diese werden für die Zielgruppe Akademiker/innen um zwei Items zur Karriere in der Wissenschaft ergänzt. Außerdem entwickeln Pöhlmann und Brunstein (1997) sechs Dimensionen, die auf allgemeine Lebensziele abstellen und nicht zwingend mit beruflichen Zielen einhergehen. Für Hochqualifizierte werden den Dimensionen Macht, Leistung und Abwechslung besondere Bedeutung zugeschrieben und deshalb in den AP 2017-Kernfragebogen aufgenommen (siehe Berufs- und Lebensziele /Berufliche Werte, Berufs- und Lebensziele (Ist)).

Zugang 2

Zum anderen lässt sich berufliche Zufriedenheit (als Ertrag eines Studiums) direkt über subjektive Zufriedenheitseinschätzungen zum gegenwärtigen Karriereerfolg erfragen (vgl. Spurk 2015). Der Autor geht dabei einerseits von einem deduktiven Ansatz aus und bestimmt einzelne Zufriedenheitsaspekte. Andererseits wird ein induktiver Ansatz vorgestellt, der auf der empirischen Bestimmung gruppenspezifischer Zufriedenheitsmerkmale und deren Bedeutung für den Karriereerfolg aufbaut. Auf Merkmalsebene eröffnet der induktive (und leichter zu verallgemeinernde) Zugang – neben der Erfassung allgemeiner beruflicher Zufriedenheit und Lebenszufriedenheit -verschiedene Zufriedenheitsaspekte, z. B. Macht, Status, Anerkennung, finanzieller Erfolg, Bedeutung der Arbeit, Authentizität/Erfüllung, Entwicklung, Verknüpfung von Arbeit und Privatleben (ebd.: Konzeptualisierung und Messung von Karriereerfolg).

Für den zweiten Zugang werden – unter Berücksichtigung der bisher eingesetzten Instrumente – zum einen zwei allgemeine Merkmale (allgemeine berufliche und allgemeine Lebenszufriedenheit; in Anlehnung an die Erfassung der allgemeinen Lebenszufriedenheit, Beierlein et al. (2014) und der Career success scale, Greenhaus et al. (1990) vorgeschlagen, die durch neun Items zu einzelnen Aspekten beruflicher Zufriedenheit ergänzt werden, welche die Dimensionen „Inhalt/Arbeitsbedingungen“, „Erträge/Perspektiven“ und „Zeitliche Rahmenbedingungen“ abbilden (vgl. z. B. Bandt et al. (2017), Fabian et al. (2016)) ( siehe Zufriedenheit).

Literatur:

Abele, A & Schradi, M. (2000). Frauen in der Mathematik – Determinanten von Berufsverläufen in der Mathematik unter geschlechtsvergleichender Perspektive: Methodisches Vorgehen und Fragebogen der ersten Erhebungswelle. Projektbericht. Erlangen

Brandt, G., Briedis, K., de Vogel, S., Jaksztat, S. , Teichmann, C., Lange, K., Hoffstätter, U., Scheller, P. & Vietgen, S. (2017). Daten- und Methodenbericht zu den Erhebungen der Promoviertenkohorte 2014 (1. und 2. Befragungswelle). Version 1.0.0. Hannover: FDZ-DZHW

Beierlein, C., Kovaleva, A., László, Z., Kemper, C. J. & Rammstedt, B. (2014). Eine Single-Item-Skala zur Erfassung der Allgemeinen Lebenszufriedenheit: Die Kurzskala Lebenszufriedenheit-1 (L-1). GESIS Working Papers 2014|33. Köln: GESIS.

Fabian, G., Hillmann, J., Trennt, F., & Briedis, K. (2016). Hochschulabschlüsse nach Bologna. Werdegänge der Bachelor- und Masterabsolvent(inn)en des Prüfungsjahrgangs 2013 (Forum Hochschule 1|2016). Hannover: DZHW.

Greenhaus, J. H., Parasuraman, S., & Wormley, W. M. (1990). Effects of race on organizational experiences, job performance evaluations, and career outcomes. Academy of Management Journal, 33, 64–86.

Pöhlmann, K. & Brunstein, J. C. (1997). GOALS: Ein Fragebogen zur Messung von Lebenszielen. Diagnostica, 43, 63-79.

Spurk, D. (2015). Konzeptualisierung und Messung von Karriereerfolg. In: Kauffeld, S. & Spurk, D. (Hrsg.). Handbuch Laufbahnmanagement und Karriereplanung. Berlin: Springer.

Seifert, K. H. & Bergmann, C. (1983). Deutschsprachige Adaptation des Work Value Inventory von Super. Psychologie und Praxis. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 27, 160-172.

Super, D. E. (1970). Work Values Inventory. Boston, MA: Houghton Mifflin.

Super, D. E. ( 1973). The work values inventory. In: Zytowski, D. G. (Hrsg.). Contemporary approaches to interest measurement. Oxford: U. Minnesota Press.


Verwendete Indikatoren:

Zufriedenheit

Berufs- und Lebensziele /Berufliche Werte

Berufs- und Lebensziele (Ist)